Vernissage
- Samstag, 26. Juli 2025 19.00 – 21.30 Uhr In meinem Kalender speichern
René Böll: Adaptionen mit ostasiatischer Tusche zu Zitaten von Friedrich Hölderlin, chinesischen Poeten, Heinrich Böll und Ruth Weiss
Vernissage
René Böll. Botschafter für den Austausch chinesischer und deutscher Kultur
René Bölls Malerei, insbesondere seinen Tuschzeichnungen kommentierte der renommierte chinesische Kunstkritiker Liu Xiaochun:
„(ich) fühle seinen starken Wunsch, tief in den Geist der chinesischen Kultur einzudringen und ihn zu erfassen. Diese Haltung unterscheidet sich völlig von der anderer westlicher Künstler, die sich mit fernöstlicher Kunst befassten. Künstler wie Hans Hartung, Franz Kline, Robert Motherwell, Henri Matisse, Joan Miró, Jackson Pollock, Pierre Soulages, Antonio Tapies und andere benutzten die fernöstliche Kunst als eine Art Steinbruch, (…) befassten sich aber kaum mit der Tuschtechnik und den philosophischen Hintergründen. Als Chinese sehe ich in ihrer Kunst weniger den Geist der fernöstlichen Kultur als den Geist westlicher Kultur. (…) Im Entwicklungsprozess der modernen westlichen Kunst war dies ein wichtiges Moment. Ohne diese selektive Wahrnehmung der fernöstlichen Kunst, hätten jene Maler in der europäischen und nordamerikanischen Kunst kaum diese vollendeten Kunstschöpfungen zustande gebracht. Weil René Böll seinen westlichen Kulturhintergrund nicht verlassen hat, sich aber trotzdem in die chinesische Kultur hineinversetzen will, sehe ich ihn als einen besonderen Botschafter für den Austausch von chinesischer und deutscher Kultur.“
Ruth Weiss
Am 26. Juli 1924 in Fürth geboren. 1936 Flucht vor dem Holocaust nach Südafrika wurde Ruth Weiss eine der einflussreichsten internationalen Afrika-Journalistinnen – von den Apartheidregimen in Südafrika und Simbabwe zur „unerwünschten Person“ erklärt. 1987–93 maßgebliche Mitwirkung an vertrauensbildenden Konferenzen zwischen weißen Meinungsführern und den schwarzen Befreiungsbewegungen, die den friedlichen Machtübergang in Südafrika mit ermöglichten. Für ihren „Beitrag zum Befreiungskampf“ verlieh ihr Präsident Cyril Ramaphosa 2023 den höchsten südafrikanischen Nationalorden. Nach der Arbeit als Korrespondentin verlegte sie ihren schriftstellerischen Schwerpunkt auf Romane, Krimis und Kinderbücher. Ihr Bestseller (19 Auflagen) „Meine Schwester Sara“ wurde Pflichtlektüre der Sekundarstufe von Baden-Württemberg. Als Zeitzeugin und durch Lesungen aus ihren über 80 Büchern vor allem an Schulen engagiert sie sich seit Jahrzehnten erfolgreich in der Bildungsarbeit gegen Rassismus und Antisemitismus. Eine Realschule in Aschaffenburg wurde nach ihr benannt. 20 Bücher und noch unveröffentlichte Buchmanuskripte handeln von der Geschichte der Juden, darunter die siebenbändige jüdische Familiensaga „Die Löws“ seit dem Mittelalter bis zur Gegenwart.
René Böll
(geboren 1948 in Köln) begann bereits Anfang der 1970er Jahre Arbeiten mit chinesischer und japanischer Tusche, die neben seinem Werk in europäischen Maltechniken ab den 1990er Jahren ein Schwerpunkt seiner Kunst wurden. Zahlreiche Ausstellung in Deutschland, Frankreich, Irland, Niederlande, Schweden, Schweiz, Tschechien, Ecuador und den USA machten sein Schaffen international bekannt. Auch in den Ursprungsländer der traditionellen ostasiatischen Tuschmalerei China und Japan wurden seine Werke ausgestellt: u.a. Kunsthalle Chinas in Peking, Kunsthalle Shaanxi in Xian, Kunsthalle Shandong in Jinan, Drachenmuseum in Weifang, Deutsche Botschaft in Beijing, Städtisches Museum Kyoto. 1998 nahm er als einziger westlicher Künstler an der 1. Internationalen Biennale der Tuschmalerei, in Shenzhen teil. Er ist Professor an der chinesischen Kunsthochschule der Beijing Minzu Universität. Die Tuschmalereien René Bölls schöpfen ihre Inspiration aus dem Erbe der in China sogenannten Literatenmaler, den wenren hua, und aus der modernen und klassischen Kalligraphie Ostasiens. Der spontane, breit angesetzte Pinselzug, wie wir ihn vor allem in den Werken der chinesischen und japanischen Chan(Zen)-Meister bewundern dürfen, ist sein bevorzugtes Stilmittel. Seine zumeist monochromen Werke sind figürlich-abstrakt und von hoher Expressivität. Ganz wie die ostasiatische Tradition es liebt, kombiniert er gerne Malerei mit Kalligraphie. Eines seiner zentralen Themen ist die Vergänglichkeit der menschlichen Existenz.Literarische Bezüge schafft er zu chinesischen Zen-Dichtern wie Han Shan und zu westlichen Literaten wie Hölderlin und inzwischen seinem Vater Heinrich Böll sowie der jüdischen Zeitzeugin, Anti-Apartheidaktivistin und Schriftstellerin Ruth Weiss.
- Weitere Termine
- Samstag, 26. Juli 2025 – Sonntag, 03. August 2025
- Adresse
-
Innovationszentrum WESTSPITZE
Eisenbahnstraße 1, 72072 Tübingen
- Veranstalter*in
- Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg
- Sprache
- Deutsch
- Teilnahmegebühren
- kostenfrei